24/7. So nennt es die junge Generation und meint damit, 24 Stunden, 7 Tage die Woche zur Verfügung stehen. Also immer. Das Smartphone macht es möglich. Immer verfügbar, immer erreichbar, immer online, immer da. Fein. Das ist der moderne Mensch. Sein Motiv: er will wichtig sein, er will eine Rolle spielen, er will gebraucht werden. Doch immer verfügbar zu sein, immer erreichbar zu sein bedeutet auch, nicht ausreichend Rückzugsorte haben, keine Ruhe finden können, keine Möglichkeit haben, abzuschalten. Trotzdem wollen alle es, alle machen mit. Halt modern. Wer nicht mitmacht, ist altmodisch oder ein Dinosaurier. Doch die Sache hat wie immer einen Haken: der 24/7 Mensch will zwar immer wichtig sein und immer erreichbar, aber er hat nun mal einen Körper, einen Geist, eine Seele, die dann und wann Schlaf, Entspannung oder andere Bedürfnisse einfordern. So kommt es, dass er in ein Dilemma gerät. Immer verfügbar sein – so seine Feststellung – ist dauerhaft nicht möglich. Da er sich allerdings von 24/7 zunehmend abhängig gemacht hat (wie alle anderen auch), ist es nur eine Frage der Zeit, bis er Geist, Seele und Körper so überfordert hat, dass er in der Erschöpfung landet. Früher hieß dieser Zustand „psychovegetative Erschöpfung“, heute modern „Burnout“. Burnout ist mittlerweile ein Markenzeichen. Wer noch kein Burnout gehabt hat, der dürfte wohl noch nicht ausreichend in seine Wichtigkeit investiert haben. Verkehrung der Wirklichkeit. Burnout oder Erschöpfung sind gut, sich bewusst nicht krankmachen schlecht. Wer noch nicht ausreichend Schaden genommen hat, der hat scheinbar 24/7 noch nicht ausreichend beherzigt. Er kann – um dem ganzen noch eine besondere Note zu geben – zu Amphetaminen greifen. Dann spürt er seine Erschöpfung nicht, allerdings wird der Absturz um so heftiger. Bei jungen Menschen ein Thema. Besonders vor Prüfungen. Bloß kein Versagen, kein Scheitern, das wäre allzu menschlich. Also Amphetamine.
Die Erwartungen und Anforderungen an die junge Generation sind zunehmend und komplexer geworden. Aber auch bei den „Alten“. Wer nicht einer whatsapp Gruppe angehört oder sich in irgendeiner anderen community befindet, der ist out, mega – out. Man gehört dann quasi nicht mehr dazu. Und alle machen mit. Spielverderber möchte ja keiner sein. Darum hat man heute nicht nur ein Smartphone, googelt, bestellt bei Amazon und sorgt dafür, dass man in mehreren whatsapp Gruppen ist, sondern verteilt seine Daten blindlings über das gesamte Internet. Privatsphäre war gestern, rücksichtsloses Breitmachen ist heute. Schließlich will man ja dazugehören. „Man macht halt mit“. So unterwirft sich der moderne Mensch der Technik und landet in der Uniformität. Natürlich hat man die CoronaWarnApp, natürlich ist man geimpft, natürlich weiß man immer Bescheid. Der moderne Mensch erwartet und fordert viel. Er ist damit Täter und Opfer seiner Erwartungen zugleich. Der moderne Mensch hat einen kranken Geist, er obliegt einem massiven Denkfehler, aber ist nicht geisteskrank. Er will ja nur nicht abgehängt werden. Es ist allerdings die Entwicklung der Technik, die ihm vorschreibt, was er zu tun, was er zu haben und was er zu sein hat. Die Politiker sagen es ja auch: „wir müssen, um im internationalen Vergleich nicht abgehängt zu werden“ und „sonst verpasst Deutschland den Anschluss“. Politiker machen gerne Angst. Angstmachen ist ein typisches Merkmal des modernen Menschen und der modernen Politik. Zwar leben wir seit vielen Jahrzehnten in einer noch nie dagewesenen sicheren Welt (denken sie an Kranken – und Rentenversicherung, den wirtschaftlichen Status, die Freiheit, unseren Beruf weitestgehend wählen zu können usw.), doch sicher kann nicht sicher genug sein. Das ist ebenfalls ein großer Denkfehler. Doch allein die allgegenwärtige Sicherheitspropaganda (aktuell von Herrn Lauterbach) suggeriert vollumfängliche Sicherheit. Und dafür opfert der moderne 24/7 Mensch selbst sein höchstes Gut: seine Freiheit, genauer: sein Recht auf Selbstbestimmung!