Ansgar Hantke

psychotherapeutische Praxis

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Kürzlich hatte ich mal wieder das Vergnügen, den ärztlichen Bereitschaftsdienst durchzuführen. Neben dem Wandel, den mittlerweile der Bereitschaftsdienst seit dem letzten Jahrzehnt vollzogen hat (zunehmende Zentralisierung), fiel mir ein Kuriosum auf:

 Ohne Krankheit kein Sterben möglich

Ich wurde – was eben in einem Bereitschaftsdienst passieren kann – zu einer Leichenschau gerufen und sollte den Tod eines Patienten feststellen. Darüber hinaus – so in deutschem Lande verlangt – war das Ausfüllen eines Formulars zur Leichenschau gefordert. Völlig widersprüchlich – so mein Empfinden – wurde gefragt, ob ich annehme, es handele sich um einen „natürlichen“ Tod, gleichzeitig aber auch, welche näheren „Krankheitsumstände“ zum Tod geführt hätten. Nun, der Patient musste scheinbar eine Krankheit haben, so verstand ich den Umstand, um zu sterben. „Krankheit“ oder „Natürlich“, schoss es durch meinen Kopf. Natürlich sterben wir alle. Auch alle „natürlich“, trotz Krankheit. „Natürlich“ bezieht sich hier auf den Umstand, dass der Tod nicht durch äußere Einwirkung bedingt sei, ist also kein Widerspruch! So folgerte ich aus dem Text, der da vor mir lag, nicht im „Natürlich“ oder „Krankheit“ liegt der Widerspruch, sondern in „Tod nur durch Krankheit“. Nun werden sie – liebe Leser – doch häufiger gedacht haben, wenn Menschen sterben, dann eben „ganz normal“ (wir Menschen sprechen gern davon, „er ist eingeschlafen,“ er ist halt „von uns gegangen“), ohne Krankheit, ohne irgendeinen Vorfall. Weit gefehlt. Denn als Arzt muss ich eine Krankheitsursache angeben, auch wenn ich den Eindruck habe, ist gibt keine. Und das kommt recht häufig vor. Dann muss ich – von Amtswegen her – eine Ursache erfinden, weil die Akten keine nennenswerte Krankheit hergeben. Diese Tatsache ist erstaunlich, so erstaunlich, dass die Hintergründe geklärt werden sollten.

So erahne ich, dass dieser Umstand mit unserem in dieser Gesellschaft bestehenden doch sehr ambivalenten Verhältnis zum Sterben bzw. zum Tod zu tun haben könnte. Sterben und Tod ist nach meinem Empfinden – und noch mehr durch Corona geworden – ein Umstand, der quasi mehr und mehr aus unserem Leben gewichen ist. Viele sterben im Krankenhaus, nicht zuhause. Sterben passiert außerdem den anderen, nur nicht bei den eigenen Angehörigen, nicht bei uns selbst. Dass Sterben zu unserem Leben gehört, das durch den Alterungsprozess abgeschlossen wird, wollen manche Menschen, insbesondere Politiker und Meinungsmacher, nicht begreifen, weil unbequem. Die fortwährende Diskussion um das Sterben, um den assistierten Suizid, wer z.B. ein Anrecht auf Pentobarbital („Giftspritze“) hat und wer nicht, verdeutlicht das. Sterben und Tod sind Bestandteile des Lebens und – um auf die zu Beginn geäußerte Darstellung zurück zu kommen – eben keine Krankheit.

Fortsetzung folgt