Hashimoto Thyreoditis

Immer wieder werde ich auf diese Erkrankung angesprochen, wohlweislich, dass sie aktuell der "Renner" unter den Schilddrüsenerkrankungen ist. Darunter verstehe ich eher die Besorgtheit bzw. Angst vor dieser, als die Erkrankung an sich. Denn bei keiner anderen Schilddrüsenerkrankung gibt es soviel Unsicherheiten und Unklarheiten.

Verbunden sind damit folgende Phänomene:

  1. die Ursache dieser chronischen autoimmunologischen Schilddrüsenerkrankung ist bisher nicht geklärt: es werden virale Atemwegsinfekte und Virusinfekte als Auslöser, ein bestimmtes Genom (gehäuftes Auftreten in Familien), eine unklar definierte starke Jodexposition usw. diskutiert.

  2. Dazu kommt eine nicht wirklich befriedigende oder gar ursächliche Therapie. Selen wird nun seit kurzer Zeit empfohlen, die Ergebnisse sind aber nicht durchgehend erfolgversprechend, weswegen die Krankenkassen bisher die Kostenübernahme verweigern.

  3. Schilddrüsenhormon wird von manchen Autoren seit geraumer Zeit empfohlen, um die Schilddrüse "zu entlasten", damit diese sich um die Entzündung "kümmern" kann. Andere lehnen dies ab, sie empfehlen die Gabe von Schilddrüsenhormon erst bei erhöhtem TSH, also dann, wenn eine Schilddrüsenunterfunktion sichtbar wird.

  4. Zuletzt führt das Wissen um die Tatsache, dass bei manchen Patienten möglicherweise Verbindung zu einer anderen Autoimmunerkrankung besteht, zur absoluten Verunsicherung.

  5. Letztendlich sind dann Hinweise, auf Jod gänzlich verzichten zu müssen wenig hilfreich. Hierunter war eher gemeint, die Jodaufnahme nicht speziell zu fördern. Allerdings behaupten nun Autoren, dass die Diskussion um das Jod unnötig sei.

 

Zur Klärung folgendes: Sicher ist, dass die Hashimoto Thyreoditis – nach ihrem Erstbeschreiber Hashimoto im Jahre 1912 – eine Autoimmunerkrankung ist. Bestimmte T-Lymphozyten erkennen Schilddrüsenstrukturen als fremd und fangen an, diese zu bekämpfen. Zu Beginn der Erkrankung kann es erschwerend zu einer sogenannten Freisetzungshyperthyreose kommen, bei der das Schilddrüsen Hormon T4 erhöht ist und das TSH leichtgradig erniedrigt, was üblicherweise eine Überfunktion der Schildddrüse anzeigt. Dies kann die Diagnose zunächst schwierig machen. Erst durch das typische sonographische Bild und die Antikörperbestimmung (MAK,TAK) wird die Erkrankung als solche erkannt. Noch heute ist die Diagnose oft ein Zufallsbefund, da Patienten über Jahre keine Symptome zeigen. Es sei an dieser Stelle nochmal klar gestellt: solange keine Funktionsstörung (insbesondere Unterfunktion) vorliegt, ist diese Schilddrüsenerkrankung nicht Ursache von Übergewicht, Depressionen oder Erschöpfungssydrom. Die Hashimoto Thyreoditis führt aber nicht selten nach einer Erkrankungsdauer von ca. 10 – 20 Jahren zu einer Funktionsstörung i.S. einer Schilddrüsenunterfunktion, und kann dann die o.g. Syndrome bewirken. Dies ist aber nicht bei jedem der Fall. Die meisten der Hashimoto Patienten haben keine Funktionsstörung!

In der Literatur wird ein vermehrtes Auftreten von Diabetes oder einer pathologischen (also krankhaften) Zuckerverwertungsstörung beschrieben, unabhängig von einer Funktionsstörung der Schilddrüse. Dadurch bestätigt sich mein Eindruck, dass die Hashimoto Thyreoditis häufiger mit einem Diabetes verbunden ist. Dabei muss dieser Diabetes nicht ein Typ I, also autoimmunologisch bedingter Diabetes sein. Im Gegenteil, ich beobachte eher seltener eine Verbindung zu Typ I Diabetiker als zu Typ II Diabetiker.

Die Verbindung zu anderen Autoimmunerkrankungen wie der chronische Polyarthritis (Rheuma) und der Schuppenflechte (Psoriasis) finden sich ebenfalls häufiger, heißt, dies kann ich im Rahmen meiner Praxisarbeit bestätigen. Außerdem gibt es Verbindung zu Zöliakie, Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), Unterfunktion der Nebennierenrinde (M. Addison) und der Nebenschilddrüse.

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