Liebe Patienten,

ich werde immer wieder von Patientenseite aus mit dem Wunsch, einen Hausarztvertrag abschließen zu wollen, konfrontiert. Hierzu meine Stellungnahme:

Ich habe mich entschlossen, keine Hausarztverträge mehr abzuschließen und zwar aus folgenden Gründen:

 

1)das Arzt-Patientenverhältnis basiert auf einer beidseits gewachsenen anerkennenden und wertschätzenden sowie vertrauensvollen und sensiblen Beziehung auf gleicher Augenhöhe. Es erscheint höchst fragwürdig, dass ein dritter (Gesetzgeber und/oder Krankenkasse) hier „eingreift“, in dem er diese Beziehung nach seinen Vorstellung mitgestalten will.

2)ein Vertrag verändert tatsächlich etwas an der Beziehung, auch wenn der Gesetzgeber und die Krankenkasse behaupten, dass dem nicht so sei. Als Psychotherapeut kann ich dieses nur bestätigen: unbewusst fühlt sich durch den Vertrag jeder der Vertragsparteien verpflichtet, jeder auf seine Art und Weise. Der Arzt, in dem er dem Patienten auf eine besondere Weise begegnet. Das kann z.B. durch bestimmte Gesten wie Zugeständnisse (Medikamente, Heilmittel wie Massagen etc., Überweisungen an Fachärzten, Termine usw.) und/oder einer Konfliktvermeidungsstrategie geschehen.

3)ich als Arzt muss bestimmte Fortbildungen besuchen, Gerätschaften (Notfallkoffer, Lungenfunktion, EKG usw.) vorhalten, mich zu wirtschaftlichen Verhalten verpflichten (so ein nonsense! Das ist generelle Pflicht des Arztes), nur bestimmte Medikamente verordnen, Termine bestimmten Patienten vorbehalten und spezielle Sprechstunden anbieten.

Natürlich soll der Arzt das nicht umsonst leisten, er bekommt dafür ein spezielles Honorar pro abgeschlossenen Vertrag und für jedes Quartal, die der Patient sich in einem Hausarztvertrag befindet. Natürlich gibt es auch noch weitere „Lockangebote“, z.B. wenn der Arzt besonders wirtschaftlich verordnet.

Das ist dadurch letztendlich ein „dummer“ Kinderstreich, weil der Gesetzgeber die Krankenkassen verpflichtet hat, ein Teil des Honorars der Ärzte für diese Hausarztverträge zurückzubehalten. Durch Abschluss der Hausarztverträge erhalten die Ärzte im Grunde genommen nur „ihr“ Geld, was ihnen eigentlich zugestanden hätte, wieder!

Der Sinn dieser „Übung“ besteht von der Seite des Gesetzgebers darin, durch die Hausarztverträge den Patienten den Weg zum Facharzt zu erschweren. Dahinter steht (wie immer) der Versuch der Politik, die Kosten im Gesundheitswesen zu deckeln. Denn die größten Kosten entstehen durch fachärztliche Behandlung. Diese Maßnahme ist schon deshalb insuffizient, weil kaum ein Hausarzt den Patienten darin hindern wird, zum Facharzt zu gehen. Folge: das System kostet mehr Zeit und damit mehr Geld (durch die vermehrte Bürokratie).

Ein Schuss in den Ofen!