Die Häufigkeit einer Schilddrüsenfunktionsstörung wird in der Bevölkerung allgemein überschätzt. Sie liegt auf alle Schilddrüsenerkrankungen bezogen etwa bei 0,5-1 % bei der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und etwa 2-3 % bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

In dem nun folgenden Bericht geht es nun um die Schilddrüsenunterfunktion, deren Ursache am häufigsten die Autoimmunthyreoditis Hashimoto darstellt.

Ebenfalls im Gegensatz zur öffentlichen Meinung wird die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion meistens im Rahmen einer Routine Blutuntersuchung - und nicht anhand von Beschwerden - festgestellt. Hier fällt zunächst der TSH Wert auf, der oberhalb der Norm liegt.

Das TSH liegt im Normbereich, wenn es zwischen 0,4 und 4,0 mU/L liegt. Von einer „latenten“ Hypothyreose sprechen wir, wenn sich der TSH Wert zwischen 4,0 und 10,0 mU/L, von einer „manifesten“ wenn sich der TSH Wert über 10,0 mU/L liegt. Unter „latenter Schilddrüsenunterfunktion“ verstehen wir den erhöhten TSH Wert (TSH wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet) bei gleichzeitigen normwertigen fT3 und fT4.

fT3 (Trijodthyronin) und fT4 (Tetrajodthyronin = L- Thyroxin) sind die eigentlichen Schilddrüsenhormone.

 

Latente Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) TSH = 4,0 – 10,0 mU/L, fT3 + fT4 = o.B.

Manifeste Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) TSH > 10,0 mU/L,

fT3 und/oder fT4 erniedrigt

Erinnerung: zwischen Hypophyse und Schilddrüse besteht ein Regelkreis (genauere Beschreibung des Regelkreises unter „Allgemeinmedizinische Beiträge“). Sind die Schilddrüsenhormone (oder eines davon) erniedrigt, führt das dazu, dass die Hypophyse als Gegenregulation ihr Hormon - das TSH - vermehrt ausschüttet, d.h. TSH im Blutkreislauf erhöht. Dies wiederum führt dazu, dass die Schilddrüse ihre Aktivität steigert und vermehrt Schilddrüsenhormone ausschüttet.

Die häufigste Ursache einer latenten wie auch manifesten Hypothyreose findet sich in der Autoimmunthyreoditis Hashimoto begründet. Dabei versteht man unter Thyreoditis eine Entzündung der Schilddrüse. Diese Entzündung - wie in der Literatur beschrieben - kann 10-20 Jahre dauern, weshalb die Erkrankung auch als chronisch bezeichnet wird. Da am Ende der Erkrankungszeit meistens das gesamte Schilddrüsengewebe zerstört ist, kann die Schilddrüse ihre eigentliche Aufgabe der Hormonproduktion nicht mehr erfüllen. Trotz des verzweifelten Versuches der Hypophyse durch Erhöhung des TSH die Aktivität der Schilddrüse zu steigern, bleibt häufig eine latente oder manifeste Hypothyreose zurück. Einzige sinnvolle Therapie ist die Substitution (Hinzugabe) von Schilddrüsenhormon (L Thyroxin). Über die Ursache der Erkrankung wird immer noch spekuliert (auch hier siehe unter „Allgemeinmedizinische Beiträge“ unter dem Beitrag „Schilddrüsenentzündung Hashimoto“). Therapeutisch wird nur eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion medikamentös behandelt, im Falle einer gesicherten Autoimmunthyreoditis mit Beschwerdesymptomatik allerdings schon bei einem TSH Wert > 6,0 mU/L.

Differenzialdiagnostisch sollte bei einer Beschwerdesymptomatik, die aus Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörung, Gewichtszunahme (diese Symptomatik kann natürlich auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten!) und/oder vermehrtem Schwitzen eher an ein psychisches, psychosomatisches oder psychovegetatives Syndrom gedacht werden. Diese Erkrankungen bzw. Syndrome werden im Gegensatz zur Hypothyreose erheblich unterschätzt. Klärung verschafft die Bestimmung des TSH-Wertes, der hier regelmäßig im Normbereich liegt.

Auch sollte differenzialdiagnostisch (zweithäufigste Ursache der oben genannten Beschwerdesymptomatik in der Allgemeinpraxis) an einen Eisenmangel gedacht werden. Auch hier hilft die Bestimmung eines Laborwertes: Ferritin, das im Falle eines Eisenmangels unterhalb der Norm liegt.

Wenig wissenschaftlich muten da Berichte aus der letzten Zeit von Ärzten an, die behaupten, dass bei unauffälligen TSH Wert sehr wohl eine Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegen könne. Leider wird dann allzu häufig die geschilderte Beschwerdesymptomatik der Schilddrüse zugewiesen, obwohl diese vollkommen gesund ist. Zu groß scheint mir derzeit immer noch das Tabu, das seelische Befinden des Patienten durch den Arzt genauer zu eruieren. Auch sind es die Patienten oft selbst, die „hoffen“ eine Schilddrüsenfunktionsstörung zu haben, um sich ihre Beschwerden zu erklären. Auch auf dieser Seite ist das Tabu, an einer seelischen Störung zu leiden, zu sehr mit Angst besetzt.