Seit Anfang 2020 werden wir Tag für Tag über verschiedene Medien (TV, Radio, Zeitung, Neue Medien etc.) mit Zahlen bombardiert. Zahlen über Coronatote bzw. mit und durch Corona Verstorbene, Infizierte, positiv Getestete, Beatmete und Nichtbeatmete, auf Intensivstation Betreute, Ungeimpfte, Geimpfte, Impfbereite, 7-Tage-Inzidenzen, R-Werte usw. Das ganze landesweit, bundesweit, weltweit oder auch wahlweise Stadt oder Land bezogen, mit tagesaktuellen und kumulierten Ergebnissen, zu jeder Zeit, unter anderem auf einem "Dashboard" (https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4) präsentiert. Sie können also, wann und wie Sie wollen, wie häufig und wie lang Sie wollen, Daten über Daten auf sich einprasseln oder um die Ohren hauen lassen, darin genussvoll baden, um ihre Neugier zu befriedigen, sich angegriffen fühlen oder angstvoll zurückschrecken oder einfach den PC, das Smartphone ausmachen.

Liebe Patienten. Kein Mensch auf dieser Erde kommt mit dieser Masse an Information oder mit diesem sich täglich ändernden Datenvolumen zu Recht. Er kann allenfalls die Datenmenge nach und nach sichten (wozu er viele Tage bzw. Wochen bräuchte), ordnen und schließlich selektieren. Da wir Menschen sind, und damit Lebewesen mit Emotionen, folgt hieraus eine gefühlsmäßige Entscheidung darüber, was davon für uns wichtig und was unwichtig ist. Der Mensch besitzt nicht die Fähigkeit wie eine KI eine riesige Datenmenge innerhalb kurzer Zeit zu sichten und rational zu bewerten. Denn jede Bewertung wird von einer Emotion begleitet. Und diese ist höchst individuell. Eine KI hat keine Emotion. Sie entscheidet nach einem vorgegebenen Algorithmus. Bloß was ist, wenn so eine KI kein eindeutiges Ergebnis erbringt? Dann helfen uns Dashboard, Impfaufrufe und ein politisches Hin und Her gar nichts.

Als Psychotherapeut stelle ich mir natürlich die Frage, was für ein Motiv Medien und Politik bewegt, so auf uns einzureden, so mit uns umzugehen, uns mit dieser Menge an Daten zu überfluten, so einen "Krieg der Zahlen" zu führen. In Bezug auf die Medien ist dies gewiss leichter zu durchschauen, vielleicht aber auch nur auf den ersten Blick. Medien haben nämlich naturgemäß ein monetäres Interesse daran, besonders umfangreich, ausführlich, detailliert, aber auch provokativ, reißerisch und so gar nicht sachlich zu berichten. Medien möchten gesehen, gehört, gestreamt werden, möchten sich durch ein besonderes Auftreten von der Konkurrenz abgrenzen. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Pandemie bis auf den letzten Rest ausgeschlachtet wird, um das Interesse beim Leser, Hörer oder Seher zu wecken. Entsprechend ist gerade von den Medien ein besonders breites Spektrum an Emotionen als Reaktion auf Berichte erwünscht. Und das Konkurrenzgeschäft ist hart umkämpft, also wird gern übertrieben. Soweit zum Motiv der Medien.

Bei dem Motiv der Politik dominiert gewiss die Emotion Angst. Zumindest auf den ersten Blick. Denn es verhält sich mit der Politik zum Bürger ähnlich wie bei der Mutter zum Kind: hat der Bürger bzw. das Kind Angst, sollte Politik bzw. Mutter diesen (Bürger) oder dieses (Kind) beruhigen. Soweit die Theorie. Aus der Psychopathologie wissen wir allerdings, dass bestimmte Mütter/primäre Bezugspersonen nicht in der Lage sind adäquat (also hier beruhigend) auf das Kind einzugehen. Häufigster Grund sind eigene Ängste/Depressivität oder schlichtweg die Unfähigkeit, angemessen zu reagieren. Ist dies auch so bei der Politik? Gewiss spielt Angst eine große Rolle. Angst, nicht schnell genug oder tiefgreifend auf eine Gefahr zu reagieren. Angst, der Rolle nicht entsprechend verantwortungsvoll zu handeln. Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, zu versagen. Angst, für Fehler, die begangen wurden, vorgeführt und sich schämen zu müssen. Angst, für seine Arbeit nicht ausreichend wertgeschätzt zu werden und anschließend nicht mehr gewählt zu werden. Damit gibt es allerlei guter Gründe für Angst als primäres Motiv. Oder steckt doch vielleicht etwas anderes hinter dem Engagement/Handeln der Politik? Auch hier hilft die Analogie zum Mutterkindverhältnis: zum Beispiel das Kind zu dominieren (aus Angst, dominiert zu werden) oder zu entwerten (aus Angst, sich selber klein zu fühlen). Damit hätten wir bereits weitere Motive: neben Angst auch Kontrolle, Macht und Selbstidealisierung.

Sie sehen hier in meinem Beitrag wie man alternativ mit dem Thema SARS-CoV2 umgehen kann: sich dessen besinnen, dass jegliches menschliches Handeln, Denken und Fühlen motivbedingt ist, also zielgerichtet, einer Absicht folgend. Sie können des weiteren darüber nachdenken, was Ihr Motiv und das Motiv des anderen darstellt. Wenn Sie sich z.B. dessen bewusst werden, dass Angst die treibende Motivation ist, dass Regierung bzw. Politik so handelt wie sie handelt, können Sie sich fragen, ob Sie sich von dieser Angst anstecken lassen wollen oder auch nicht. Wenn sie eine Machtdemonstration der Politik als treibende Motivation erkennen, dürfen Sie sich fragen, ob sie sich dieser stellen oder widersetzen wollen oder auch nicht. Schließlich dürfen sie sich darüber Gedanken machen, ob die treibende Motivation die Entwertung des Bürgers darstellt, um ihn zu entmündigen, um ihn unter dem Deckmantel der Fürsorge und Verantwortungsübernahme vorzuschreiben, was für ihn falsch und was richtig ist. Letztendlich können Sie sich Ihrer größten Befürchtung stellen, nämlich, dass das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen beschnitten werden soll, weil der Bürger aus Sicht der Politik scheinbar nicht zur Selbstfürsorge in der Lage ist.