Was hat sich verändert durch Corona, was haben wir aus Corona gemacht, was hat Corona aus uns gemacht? Eine Patientin formulierte folgenden treffenden Spruch: wenn wir die Krise nicht als Chance wahrnehmen, dann bleibt es eine Krise. Ich stimme ihr dabei voll zu und möchte dies nicht nur auf die gegenwärtig bestehende Krise Corona verstehen, sondern auf alle (Krieg Ukraine, Klima, Flüchtlinge, IS...). Da gab es nämlich die einen, die nicht früh genug ihren gewohnten Alltag und die damit verbundenen Annehmlichkeiten wieder so schnell wie möglich zurück haben wollten, die Corona eher als eine Störung empfanden. Die, die sich schnell haben impfen lassen, um Corona sozusagen wie ein Hindernis zu überwinden, um "endlich wieder durchzustarten". Für sie war jegliche Diskussion über Sinn und Zweck der Impfung, des Testens und anderer Maßnahmen müssig und überflüssig. Sie wollten ihr altes Leben wieder zurück, ganz gleich wie problematisch dies nun auch war. Da gab es aber auf der anderen Seite Menschen, die sich überlegten, was Corona mit ihnen macht, wie sich ihr Leben dadurch verändert, wie sich die Politik dabei verhält, die über die Maßnahmen diskutierten, die aufbegehrten (sich nicht oder nur mit Widerwillen haben impfen lassen) und Corona eher als Alibi verstanden (z.B. für die Schaffung einer neuen Welt(ordnung) wie es die Transhumanisten sich wünschten), die vor allem Corona auf sich bezogen und Mut hatten, ihr Verhalten, ihre Ideen und Ansichten, ihre Vorstellungen in Frage zu stellen. Während die ersteren eher aller Diskussion schnell müde waren, hielten die zweiten sie für gerade notwendig. Beide Parteien erlebten Corona als Unterbrechung oder Störung des gewohnten Lebens, aber zu sehen, dass diese die Frage nach unseren Werten aufwirft, spricht nur die zweiten Gruppe aus: was ist mit Werten wie Mitmenschlichkeit und Selbstbestimmung, was mit der vielversprochenen Freiheit in der Demokratie? Stellen wir nicht gerade die Werte Sicherheit und Gesundheit über alles? Leugnen wir gar andere Werte? Sie können entsetzt und betroffen sein über die Einstellung der ersten Gruppe, die ich oben genannt habe. Oder sie nutzen die Gunst der Stunde wie einige wenige Menschen und gestalten ihr Leben in diesem demokratischen Staat neu: da zeigt sich erstaunlich viel Bewegung, weil Ideen, mutig umgesetzt wurden. Da verabschiedet sich jemand aus dem Pflegeberuf, der ihm schon lange keine Freude mehr bereitete, und orierientiert sich neu. Jemand anders unterbricht seine berufliche Tätigkeit und überbrückt diese mit einer neuen Lebensgestaltung. Da gibt es gleichgesinnte Menschen, die sich nun kennen gelernt haben und eine neue Form der Lebensgemeinschaft gründen. Auch sind dort Menschen, die sich ganz aus der beruflichen Tätigkeit zurückziehen, wenn sie sich dies finanziell leisten können. Da gehen Menschen auf Reisen, bauen sich was ganz Neues auf. Da beendet jemand seine Tätigkeit als Arzt und nutzt nun sein Organisationstalent, um sich eine neue Basis als Coach zu schaffen. Die Nachfrage nach Menschen im Gesundheitlichssektor ist wie eh und je ungebrochen riesengroß.