Wesentliche Aspekte von Glaubenssätzen

 

  • Glaubenssätze sind Gewissheiten, Überzeugungen, über die der Einzelne gar nicht „groß“ nachdenkt. Sie sind überwiegend unbewusst oder nur teilweise bewusst. Sie sind so selbstverständlich „wie das Amen in der Kirche"

 

  • Ihren Ursprung finden wir in der Geschichte jedes einzelnen Menschen. Sie sind das Ergebnis eines suboptimalen zunächst bewussten (was übrigens einen Zugang zu der Behebung deren genutzt werden kann) Anpassungsprozesses des Menschenkindes an seine Umgebung, insbesondere des familiären Umfeldes. Erst mit dem Fortschreiten der Entwicklung und damit der Kindheit wird dieser Anpassungsprozess und die damit verbundenen Glaubenssätze unbewusst, sie werden Bestandteil eines Automatismus, so wie wir beim Gehen und Fahrradfahren nicht mehr darüber nachdenken, wie wir Schritt für Schritt machen oder das Gleichgewicht halten müssen

 

  • Jeder Mensch hat mindestens einen Glaubenssatz

 

  • Typisch an Glaubenssätzen sind deren absolute und scheinbar unwiderrufliche Gesetzmäßigkeit. Sie wird nicht in Frage gestellt und „logischerweise“ gehen wir deswegen bei Problemen oder Konflikten genau so vor, wie die Glaubenssätze uns es „weismachen“: wie wir es immer gemacht haben, sind wir überzeugt, sei es immer richtig gewesen. Das Ergebnis früherer Konfliktlösungen, die auf einem Glaubenssatz beruhen, wird nicht überprüft oder nach Alternativen gesucht

 

  • Glaubenssätze führen unweigerlich zu einer Erwartungshaltung, die die Wahrnehmung verzerrt. Dabei ist uns auch diese Wahrnehmungsverzerrung nicht bewusst. Wir können sie aber als Außenstehende erahnen oder daran erkennen, dass der Betroffene scheinbar „stur“ an etwas festhält oder „starrsinnig“ Aspekte ausblendet, die offensichtlich eine Lösung behindern. Diese Erwartungshaltung findet seine Begründung darin, dass der Betroffene sein Augenmerk auf die Bestätigung des Glaubenssatzes legt und Aspekte, die dem Glaubenssatz nicht entsprechen aus der Wahrnehmung und schließlich aus dem Gedächtnis löscht

 

  • Glaubenssätze sind mächtig und zwar so mächtig, dass Menschen im Gesunden selten bereit sind, diese aufzugeben, obwohl deren Begrenztheit offensichtlich erscheint. Dies ist ein ganz wesentlicher Aspekt, der erklärt, weswegen Menschen erst in seelischer Not bereit sind, ihre Glaubenssätze in Frage zu stellen

 

 

Beispiele:

 

wenn ich mich öffne und meine Schwächen zeige, fallen ich dem anderen zur Last“

wenn ich mich mit meinen Wünschen offenbare, stelle ich fest, dass der andere nicht wirklich an mich interessiert ist“

wenn ich mich nicht zu 200% einsetze, nimmt mich der andere nicht wahr“

wenn ich mich echt zeige, bin ich für den anderen nicht zu ertragen oder auszuhalten“

wenn ich nicht die Rolle des Kaspars spiele, sind die anderen traurig oder missgestimmt“

wenn ich nicht laut genug schreie, hört mich keiner“

Wenn ich Position beziehe, gehe ich davon aus, dass der andere mir böse ist oder mich zurückweist”

wenn ich mich mit jemanden auseinandersetze, ziehe ich immer den Kürzeren”

egal, wie ich mich auch anstrengen mag, ich kriege es nicht hin”

wenn ich alles allein schaffe, dann brauche ich keinen und mich kann keiner verletzen”

wenn ich Trost suchen würde, würde ich mich klein fühlen und bedürftig erleben”

ich habe mich nie entwickelt, und weil ich mich nie entwickelt habe, bin ich auf Gedeih und Verderb von der Willkür des anderen abhängig“

 

Wie Sie unweigerlich an den Glaubenssätzen erkennen, haben diese für das Denken, Handeln und Fühlen Konsequenzen. Wenn Sie z.B. denken, dass Sie jemanden zur Last fallen, wenn Sie sich öffnen, hat das zur Folge, dass sie sich eben nicht offenbaren. Sie haben dann zwar die Bestätigung, dass Sie vielleicht dem anderen nicht zur Last fallen, gleichzeitig machen Sie aber nicht die wichtige Erfahrung, dass es anders sein kann, dass Sie z.B. dem anderen eben nicht zur Last fallen oder Ihnen sogar Interesse entgegen gebracht wird. Insofern sind Glaubenssätze Mauern, die Sie hindern, neue Erfahrungen zu machen. Die aus ihnen folgenden Konsequenzen mit der Folge der Erwartungen an die Außenwelt nennen wir „Dysfunktionale Denk - und Verhaltensmuster“ (s. Beitrag)

 

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