Dysfunktionale Denk – und Verhaltensmuster sind konsequente Folgerungen aus Glaubenssätzen (s. "Wesentliche Aspekte von Glaubenssätzen"). Sie sind überwiegend unbewusst (“die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut”). Sie verhalten sich zu den Glaubenssätzen “kreisförmig”, das heißt, sie bestätigen sich gegenseitig.

Wenn ich z.B. der Überzeugung bin, dass mich keiner mag oder sich nicht für mich interessiert, dann werde ich unbewusst dafür Sorge tragen, dass dies auch so eintritt (was auch gern als “Selbsterfüllende Prophezeiung” bezeichnet wird). Ich werde mich anderen Menschen gegenüber zurückhaltend verhalten, verschlossen sein oder gar zurückweisend. Dies führt dazu, dass der Gegenüber sich tatsächlich (häufig nach mehrfacher Frustration) nicht mehr interessiert und den Glaubenssatz dadurch bestätigt. Konsequenterweise nimmt der Betroffene dies als fehlendes Interesse der Umgebung an seiner Person wahr. Er überprüft hier den Blickwinkel des Anderen nicht, wozu er sich mit diesem identifizieren müsste oder reflektiert auch seine Sicht der Dinge nicht, was als Verleugnung bezeichnet wird. Er sieht seine Situation als gegeben an oder geht davon aus, dass er Opfer der Umstände sei. Dieses fatalistische Denken ist mit ein Grund, weswegen Menschen so schwer aus ihrer Depression herauskommen. Wie könnte man einem “Opfer” unterstellen, seine “Finger im Spiel” zu haben? Diese Menschen erleben es eher als Unverschämtheit, dass jemand auf die Idee kommt, ihm eine Absicht zuzuschreiben. Tatsächlich steckt in dem Glaubenssatz auch eine Art “Motor”, quasi die Motivation, immer und überall in der Außenwelt seinen “Glauben” bestätigt zu bekommen. Bei genauerer Erforschung stellt sich bei jedem Patienten aber heraus, dass es Ausnahmen von der Regel (Glaubenssatz – dysfunktionales Denkmuster) gibt. Diese werden gern verleugnet, verdrängt oder gar abgespalten. Erst durch vorsichtige Konfrontation mit diesen Ausnahmen fällt dem Betroffenen die Brüchigkeit seiner Gewissheit, seines Glaubenssatzes auf. Unter der Therapie werden die Ausnahmen von der Regel also aufgedeckt (“Realitätsprüfung”). Je nach Persönlichkeit stoße ich damit als Therapeut auf unterschiedlich starke Abwehrformationen. Teilweise wird kurz nach der Aufdeckung sogar wieder das Geäußerte verleugnet. Freud sprach nicht umsonst vom “Durcharbeiten”, was heißt, dass es wiederholter Konfrontation bedarf, damit der Klient erkennt, dass sein Glaubenssatz nicht wahr ist, wahrscheinlich noch nie wahr war! Das Entsetzen darüber oder das Entdecken der tatsächlichen Inszenierung führt üblicherweise zu starker emotionaler Reaktion.