Affektregulierung ist alles. Alles ist Affektregulierung. Affektregulierung bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, seine Gefühle in bestimmten Maßen zu begrenzen. Affektregulierung bedeutet nicht, bestimmte Affekte (zum Beispiel Wut) auszuschließen (dies nennt man Affektisolierung), sondern den inneren und äußeren Bedingungen angemessen zu artikulieren. Ursprünglich entstammend aus der Funktion der primären Beziehungs - und Bindungspersonen im Kontakt mit dem Säugling, bildet die Affektregulierung eins der wesentlichen Werkzeuge in der Auseinandersetzung zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Erfordernissen der Umwelt. Zu Beginn unseres Daseins ist es das Gesicht des Gegenübers (Mutter oder Vater), das adäquat auf die Äußerungen des jungen Lebens zu reagieren hat. Dabei muss die Beziehungs – bzw. Bindungspersonen eine Vorstellung über die im Säugling generierten Affekte haben sowie ein Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten, um adäquate Resonanz anzubieten. Dies nennt sich Spiegeln. Dabei muss für den Säugling erkenntlich sein, dass der Affekt nicht wirklich dem des Gegenübers entspricht, sondern eine Art Übertreibung darstellt (Ammensprache oder Babytalk), um ihn als seinen eigenen Gefühlszustand integrieren zu können. Hier bestehen reichlich Irritationsmöglichkeiten, die die Beziehung zu den primären Bindungspersonen stören können. Wenn primäre Bindungspersonen zum Beispiel eigene nicht gelöste Konflikte mit in die Beziehung zum Säugling herein bringen, kann dieser mit den Gefühlen der Bindungspersonen konfrontiert und damit überflutet werden, was zu Angst führt. In der Folge kann dies zu Störungen der Affektregulierung führen, praktisch übersetzt bedeutet dies, das kleine Wesen entwickelt kein ausreichend funktionierendes Werkzeug, um den aus ihm heraus produzierten Affekten Einhalt zu gebieten. Natürlich geschieht dies nicht nach einem einmaligen Ereignis, sondern braucht – wie wir wissen – zu Beginn des Lebens viele Wiederholungen, um zu bleibender Irritation zu führen. Zum Beispiel wird eine unsichere oder ängstliche Mutter möglicherweise die Bindungswünsche des Säuglings dahingehend missinterpretieren, dass sie einerseits die Angst des Säuglings verstärkt (durch die eigene Angst), andererseits aus Sorge, etwas falsch zu machen, den Säugling zu eng bindet, indem sie diesem Gefühlszustände zuschreibt, die der Mutter entstammen und nicht dem Säugling. Hingegen werden eher depressive Mütter mit der Traurigkeit und der Wut des Säuglings Schwierigkeiten haben, werden diesem eher und häufiger Traurigkeit zu schreiben und entsprechend trösten, obwohl der Säugling zum Beispiel aufgrund seiner Wut, Distanz benötigt. In diesen beiden zwei ausgewählten Fällen wird der Mensch in seiner Entwicklung Defizite in seiner Affektregulierung erleben, die er später zu korrigieren hat, um in Beziehungen zu anderen Menschen zu funktionieren. Denn der in Wut geratene Säugling benötigt Halt, der ängstliche Beruhigung und der traurige Trost. Diese Gefühlszustände sollten primäre Bindungspersonen unterscheiden und von denen, die ihnen angehören trennen können.

Die Affektregulierung nimmt sehr viel Platz in unserem Leben ein. Sie hilft nicht nur bei der Entscheidungsfindung für jedes Individuum, sondern – wie wir heute wissen – ist auch beteiligt an der Konstituierung des Selbst, dem Anteil unseres Daseins, indem wir unser Ich sehen, unsere Persönlichkeit.