1.Ebene (unreif, psychotisch)

Psychotische Projektion: eigene aggressive Impulse werden in Form eines Wahns (Paranoia) einer anderen Person zugeschrieben. Beispiel: eigener Hass oder Wut werden einer anderen Person zugeschrieben. Nun hasst die andere Person mich oder ist wütend auf mich, weswegen ich mich verfolgt oder bedroht fühle. „Gewinn“: keine Notwendigkeit, mit den eigenen aggressiven Impulsen umgehen zu müssen.

Psychotische Verleugnung: eigene Schwächen und Mängel werden in Form eines Wahns (Manie) geleugnet. Beispiel: eigene Fehler werden übersehen, die Überzeugung besteht, alles zu können. Meist einhergehend mit dem Gefühl der Großartigkeit und Allmachtsfantasien. „Gewinn“: keine Notwendigkeit, mit den eigenen Ohnmachts – und Versagensfantasien umgehen zu müssen.

 

2.Ebene (nicht psychotisch)

Projektive Identifizierung: eigene abgelehnte/böse/unangenehme Persönlichkeitsanteile werden einer anderen Person zugeschrieben (Projektion) bei gleichzeitiger manipulativ-suggestiv erzeugter tatsächlicher Veränderung. Beispiel: die Überzeugung eines Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung, er würde ungerecht behandelt werden, führt tatsächlich dazu, dass der andere unfair mit ihm umgeht. „Gewinn“: keine Notwendigkeit, mit den eigenen bösen, ungerechten, hassgeladenen Gefühlen umgehen zu müssen.

Spaltung: je nach Notwendigkeit werden mal die guten/angenehmen/friedlichen Persönlichkeitsanteile, mal die bösen/unangenehmen/streitsüchtigen geleugnet. Beispiel: entweder erscheint der andere in einem „weißen Gewand“, wie ein Engel, mal ist er das „reinkarnierte Böse", der Teufel. „Gewinn“: die eigenen Gefühle und Impulse stehen im Einklang mit dem Bild des anderen. Es besteht keine Notwendigkeit, die Person als Ganzes wahrzunehmen.

Introjektion: Einverleibung/Aneignung von Eigenschaften anderer Menschen, um sie nicht mehr als Bedrohung von außen erleben zu müssen. Beispiel: indem ich mich genauso hasserfüllt wie mein Vater gebe, brauche ich keine Angst mehr vor ihm haben.

 

3.Ebene (psychoneurotisch)

Ungeschehenmachen: moralisch nicht akzeptierte/verbotene Impulse oder Handlungen werden sühnemäßig durch Verhaltensrituale aufzuheben bzw. zu entkräften versucht. Beispiel: der unbändige Hass/Todeswunsch auf den Vater wird dadurch entkräftet, dass der Lichtschalter/die Herdplatte/die Haustür usw. dreimal an – und ausgeschaltet bzw. auf – und zugeschlossen wird.

Identifikation: Persönlichkeitsanteile eines anderen Menschen werden sich zugeschrieben, zwecks „Verschönerung“ oder Verbesserung des Selbstbildes oder um einer anderen Person ähnlicher oder näher zu sein. „Gewinn“: keine Notwendigkeit, eigenen Gefühlen und Bedürfnissen nachzugehen, noch, sich dafür einzusetzen.

Identifikation mit dem Angreifer: böse/unfaire/aggressive Persönlichkeitsanteile werden sich zugeschrieben, um dem anderen ähnlicher zu sein. „Gewinn“: man versteht, weshalb der andere so böse, so unfair, so aggressiv umgeht. Keine Notwendigkeit, sich zu wehren, seine resultierenden aggressiven Impulse wahrzunehmen.

Intellektualisierung: die Fähigkeit des Abstrahierens wird eingesetzt, um die eigenen und die Gefühle des anderen als nicht zu bedrohlich/zu stark zu erleben.

Rationalisierung: eine unpassende nachträgliche Rechtfertigung für einen Vorgang, der ansonsten emotional betroffen macht, frustriert. (Die Geschichte von dem Fuchs, der an die süßen Kirschen möchte, allerdings nicht bis dahin hinauf reicht. Seine Rationalisierung: „die Kirschen sind sowieso zu sauer“)

Verleugnung: hier sind verschiedene Stufen möglich. Oben wurde bereits schon die psychotische Verleugnung erwähnt. Eine reifere Form entspricht unserer Fähigkeit, weiter zu leben, obwohl wir wissen, dass wir irgendwann sterben werden. Hier wird also der eigene Tod verleugnet. Er wird nicht vergessen wie bei der Verdrängung, sondern, wie sind uns der Tatsache nicht ständig bewusst. Also er ein vorbewusster Abwehrmechanismus.

In besonderer Weise möchte ich bei diesem Abwehrmechanismus darauf hinweisen, dass wir bereits in unserer Kommunikation häufig verleugnen, indem wir zum Beispiel sagen: nicht, dass sie denken,...“, „nicht, dass du ein falsches Bild von mir bekommst“, „auf ihre Frage: wütend bin ich jedenfalls nicht“ usw.

Verdrängung: unerwünschte/bedrohliche Impulse werden vergessen, ganz ins Unbewusste verlagert.

Beispiel: eine beschämende Situation ist von den Betroffenen nachträglich so schwer auszuhalten, dass er sie vergessen muss. Dabei wird meist nicht nur die Situation, sondern ganze Erlebnisepisoden aus der Biografie vergessen.

Reaktionsbildung: unangenehme/aggressive/böse Impulse werden ins emotionale Gegenteil verkehrt. Beispiel: der schimpfende Patient an der Anmeldung begegnet einer zunehmend freundlicher werdenden Arzthelferin, die ihre eigene Wut in eine übertriebene Freundlichkeit umformt. „Gewinn“: man hat sich immer freundlich gezeigt, man muss sich nichts vorwerfen lassen. Die Reaktionsbildung sorgt für eine Vermeidung von Schuldgefühlen als Folge von aggressiven Impulsen.

Wendung gegen das Selbst: freiwillige Schuldübernahme, auch von anderen, um einem strafenden Gewissen zuvorzukommen bzw. dieses milde zu stimmen. Beispiel: obwohl das Schimpfen des Ehemannes nicht gerechtfertigt erscheint, bezieht die Ehefrau dies auf ihr Verhalten und wirft sich vor, nicht ausreichend dafür gesorgt zu haben, dass der Partner zufrieden ist. „Gewinn“: keine Notwendigkeit, pro - und aggressiven Impulsen nachzugehen, die in einem Streit und in einer Trennung enden könnten. Die Wendung gegen das Selbst ist ein probater Schutz/Hilfsmittel eine Beziehung.

Vermeidung: angstauslösende/unangenehme Situationen werden gemieden, um Gefühle von Scham, Angst, Schuld nicht erleben zu müssen. Beispiel: durch Vermeidung von Menschenansammlungen geht der Patient der Gefahr aus dem Weg, einer potentiellen neuen Partnerin etc. zu begegnen.

Verschiebung: aggressive/angstauslösende Impulse werden auf ein harmloseres Objekt verschoben Beispiel: die Wut auf den Chef für sein ungerechtes Verhalten wird auf die Tür verschoben, die mit Krach zu geknallt wird.

Affektisolierung: unangenehme/aggressive/bedrohliche Gefühle werden nicht erlebt oder gezeigt. Beispiel: ein Patient berichtet von seinem Trauma/Missbrauch ohne jegliche Gefühle

Affektualisierung: bestimmte Gefühle werden überbetont, hervorgehoben. Beispiel: jegliche konfrontative Frage wird von dem Patienten außerordentlich tränenreich beantwortet. „Gewinn“: das Hervorheben bestimmter Gefühle verfolgt den Zweck, den Betroffenen in einem anderen (für ihn besseren) Licht darzustellen.

Altruistische Wunschabtretung: eigene sehnsüchtige Wünsche, die Schuld beladen sind, werden an eine nahestehende Person abgetreten. Beispiel: die besorgte und umsichtige Mutter, die für alle da ist, für sich aber nichts herausnimmt, die stolz und voller Freude erscheint, wenn die Kinder das leben, was sie für sich selber wünschte.

Idealisierung: um an der Größe einer anderen Person teilhaben zu können, macht man diese in den eigenen Vorstellungen noch besser und wunderbarer. Beispiel: der Junge im Wettstreit mit einem anderen darüber, was der eigene Vater alles kann und wie stark er ist.

 

4.Ebene (reifes Coping)

Sublimierung: die eigenen aggressiven/schambesetzten Impulse und Fantasien werden in (nach S.Freud) "höherwertige" (gesellschaftlich anerkanntere) Ziele umgeformt. Beispiel: der schnell gereizte/zornige Patient wird durch seine Engagement in einem Orchester ruhiger und friedsamer.

Humor: eigene ablehnende/scham – oder schuldbesetzte Impulse und Fantasien werden durch eine verzerrte Art der Darstellung (Über – oder Untertreibung, Überbetonung, Auslassung etc.) umgeformt.

 

 

Anmerkung: die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit